Politiker plant FKK-Swinger-Fahrt - und intimen Vorab-Kurs
Veröffentlicht: Mittwoch, 25.06.2025 15:58

Kurioser Aufruf im Amtsblatt
Mannheim (dpa) - Ein Stadtrat aus Mannheim will einen FKK-Swinger-Urlaub als Bildungsfahrt nach Frankreich unternehmen, 25 Teilnehmer haben sich demnach gemeldet. Nun geht es um die Vorbereitung auf die Fahrt, die auf Kritik im Lokalparlament stieß: Stadtrat Julien Ferrat plant ein Camp auf einer Insel am FKK-Strand der Stadt. Die Reiseteilnehmer könnten dabei durchaus auch intim werden, sagte der Abgeordnete der Wählerinitiative unabhängiger Bürger (Die Mannheimer): «Es wird so ähnlich wie ein Tantra-Workshop sein, wo der Anleiter die Sachen theoretisch erklärt und auch praktisch vormacht.»
Ferrat hatte Mitte Mai eine Anzeige im Amtsblatt veröffentlicht und dabei zu einer «Politischen Bildungsfahrt nach Cap d’Agde» aufgerufen. Zu Cap d'Agde an der französischen Mittelmeerküste gehört die FKK-Anlage Village Naturiste. Ein Bild zum Artikel zeigte Ferrat nackt am Strand - sein Geschlechtsteil bedeckte er nur mit einem Schild mit der Aufschrift «Die Mannheimer im Gemeinderat». Die achttägige Fahrt soll am 2. August starten.
Sex on the Beach in Mannheim geplant
Über das Trainingscamp sagte der 33-Jährige: «Dann wird es auch darum gehen, miteinander intim zu sein und sich ein bisschen an das Cap d'Agde-Feeling zu gewöhnen.» Der FKK-Sandstrand in Mannheim liegt abgelegen am Altrhein. Die Fläche gehört laut Stadt dem Land.
Die für die Verwaltung des Bereichs zuständige Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim teilte mit, dass es sich bei dem Bereich «nicht um öffentlich gewidmetes Freizeit- oder Erholungsgebiet» und auch nicht um einen ausgewiesenen FKK-Strand handele. «FKK, Baden oder andere freizeitbezogene Nutzungen sind dort weder gestattet noch geduldet.»
Polizei will Bereich künftig stärker überprüfen
Ein Sprecher der Polizei sagte: «Der Altrheinstrand auf der Friesenheimer Insel in Mannheim war bisher ein geduldeter FKK-Bereich, in dem Nacktheit toleriert wurde.» Allerdings hätten sich Ruderer beschwert, weil sie sich belästigt gefühlt hätten. Deswegen werde die Polizei den Bereich künftig stärker überprüfen - und auch das geplante Trainingscamp im Blick behalten.
Ferrat sagt, er wolle trotzdem an dem Plan für das Trainingscamp festhalten. Aber: «Wir werden den Menschen, denen das ein Dorn im Auge ist, keine weiteren Hinweise geben, ob wir das räumlich oder zeitlich verschieben werden.»
CDU sprach von «hirnverbranntem» Aufruf
Die CDU hatte den Beitrag im Amtsblatt im Mai scharf kritisiert. «Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet», sagte Christian Hötting, CDU-Kreisvorsitzender in Mannheim. Die Stadtverwaltung hielt sich mit einer Bewertung des Beitrags zurück. «Viele Politiker bieten ja Bildungsfahrten im Bundestag, ins Europäische Parlament an», hatte Ferrat zur Begründung argumentiert. «Deswegen habe ich mir gedacht: Machen wir doch mal was anderes.»
Bürgermeister von Cap d'Agde angefragt
Für den angekündigten Bildungsteil der Reise nach Frankreich hat Ferrat nach eigenen Angaben auch den Bürgermeister von Cap d'Agde für ein Gespräch angefragt. Eine Zusage oder Absage stehe noch aus. Es seien zudem Gespräche mit einem Swinger-Club-Betreiber, dem örtlichen Verband der Gewerbetreibenden sowie dem französischen Nudisten-Verband vereinbart.
