Die Currywurst wird 70

Angeblich ist sie eine Berliner Erfindung. Die Currywurst wird 70 Jahre alt. Rund 800 Millionen Stück essen die Deutschen davon jedes Jahr. Die Currywurst ist außerdem nach wie vor das beliebteste Kantinenessen und sie ist so deutsch wie Mülltrennen und die Bundesliga.

Am 4. September 1949 soll die Ostpreußin Herta Heuwer in Berlin angeblich das erste Mal eine Soße aus Tomatenmark, Worcestershiresoße, Currypulver und anderen Gewürzen zusammengerührt und über eine gebratene und klein geschnittene Brühwurst gegossen haben. Zehn Jahre später ließ sie sich die Currywurst-Soße als Patent schützen. 1999 ist die Imbissbesitzerin gestorben.

Andere behaupten, die Wurst sei in Hamburg erfunden worden und neuerdings soll die Wurst sogar eine Erfindung aus Niedersachsen sein und auch im Ruhrgebiet gibt es Leute, die dort Belege für die Frühzeit der Currywurst gefunden haben wollen.

Die Soße, die Soße, die Soße

Im rheinischen Düsseldorf sind z.B. das "Curry" im Medienhafen oder der "Berliner Imbiss" beliebt. Aber auch jede Stadt im Kreis Mettmann hat seine eigene Kult-Currywurst-Bude (z.B. "Auwi's" in Mettmann, das "Grillstübchen Martin" in Velbert oder das "Curry 73" in Hilden).

In der Wurst-Hauptstadt Berlin sind «Curry 36» im alten Westen und «Konnopke's» im Osten die bekanntesten Adressen. Um die Mittagszeit stehen dort die Leute Schlange. Nach wie vor beliebt: Einmal «Curry» mit Pommes rot-weiß, gerne mit Cola. Inhaber Lazo Vujinovic (35) vom «Curry 36» in Kreuzberg glaubt natürlich, dass die Currywurst eine Berliner Erfindung ist. «Es wäre ja traurig, wenn ich das nicht täte.» Was eine gute Soße ausmacht? «Sie enthält viel Tomate und wenig andere Zusatzstoffe.»

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Geöffnet ist das Berliner «Curry 36» bis 5.00 Uhr morgens. Der 1980 gegründete Imbiss ist, so wirbt seine Homepage, «praktisch ein Weltkulturerbe». Tom Hanks soll auch schon da gewesen sein. An einem der Stehtische essen gerade Studentinnen aus Paris Pommes und in Soße schwimmende Würste. Eigentlich eine komische Vorstellung, dass das deutsches Kulturgut sein soll. «Ich mag keine Wurst, aber die hier mag ich», sagt eine der Französinnen. Die Kalorien sind ihnen gerade mal egal.

Auch in Zeiten von Bio, Öko und veganer Wurst: Das Geschäft mit der Currywurst geht weiter. Nach Schätzungen sollen die Deutschen jedes Jahr 800 Millionen pro Jahr verputzen. Wenn keine Pommes dazu serviert werden, legen 80 Prozent der Kunden Wert auf ein Brötchen. Die halbe Toastscheibe geht nur im Notfall. Regelmäßig wird die Currywurst zum beliebtesten Kantinenessen gekürt. In Neuwied in Rheinland-Pfalz gibt es ein eigenes Festival, für Leute, die «Highway to Hell»-Soße oder eine Rote-Bete-Himbeer-Zugabe mögen.

Im Kölner «Tatort» kehren Klaus J. Behrendt (alias Max Ballauf) und Dietmar Bär (alias Freddy Schenk) immer wieder an eine Bude am Rhein zurück. Die «Wurstbraterei» ist keine Kulisse, sie gibt es wirklich. Wurst-Folklore bietet Deutschland also reichlich.

Zum Jubiläum könnten die Radiosender wieder das Lied zur Wurst von Herbert Grönemeyer heraussuchen - «Wat schöneret gibt et nich als wie Currywurst», heißt es darin. Herbert Grönemeyer selbst entscheidet sich - vor die Wahl gestellt - lieber für die Frikadelle, wie er im Interview einmal sagte: «Ich mag keine Currywurst.» Das mussten seine Fans auch erstmal verdauen.

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