Bushido: Schönstes Leben zwischen Abschied und Familienglück
Veröffentlicht: Dienstag, 27.05.2025 09:15

Rapper
Berlin (dpa) - Bushido ist ein Star des deutschen Raps - früher war er auch ein Bad Boy. Mit frauenfeindlichen und homophoben Songtexten und Fehden sorgte er für Krawall und auch mit dem Gesetz gab es Konflikte. Nun hat der 46-Jährige seinen Abschied von der Bühne angekündigt und das Ende seiner Musikkarriere, nach mehr als 25 Jahren. 2026 will er seine allerletzten Konzerte geben.
Meint er das wirklich ernst? Und wird er jetzt zum braven Familienvater? Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur antwortet der Rapper mit dem bürgerlichen Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi auf diese Fragen.
Das allerallerallerletzte Mal?
2024 gab es schon mal eine Abschiedstournee: «König für Immer!». Ein Comeback nach acht Jahren Pause. Doch weil ihn 150.000 Fans in Deutschland, Luxemburg und Österreich begeistert feierten, kündigte der Rapper für 2026 doch noch mal 10 Konzerte und nun auch 5 Zusatztermine an (Vorverkauf ab 30. Mai). Motto: «Alles wird gut».
Ist das nun wirklich die allerallerallerletzte Tour? «Es ist Schluss. Eine Rückkehr ist ausgeschlossen», stellt Bushido klar und sinniert über das Lied am Ende seines letzten Auftritts. «Das wird dann wirklich der letzte Song sein! Ich komme nicht mehr zurück. Das wird noch mal krass werden, definitiv.»
Aufhören, wenn es am schönsten ist?
«Es tut natürlich auch weh», räumt der Rapper ein. Doch als abgehalfterter Ex-Promi durch die Lande tingeln, das will er keinesfalls: «Wenn du dich selber runtergewirtschaftet hast, wenn du keine Tickets mehr verkaufst, dann bleiben dir nur noch endlose Reality-TV-Auftritte oder du kannst noch mal im Baumarkt auftreten.»
Und: «Ego spielt auch eine Rolle. Ich möchte erhobenen Hauptes gehen und nicht aus der Disco rausgeschmissen werden.» Nur Benefiz-Auftritte könne er sich vorstellen, etwa für Kinder in Kriegsgebieten.
Ist Bushido ein Glückspilz?
Definitiv, sagt er selbst. «Mein Leben lang konnte ich von der Musik leben. Ich konnte mir alle Träume verwirklichen, die kaufbar sind. Ich kann unabhängig meinen Tag planen und ich kann immer ausschlafen», resümiert er. «Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein schönes Leben gelebt wie hier in Dubai.»
Sein Mittelpunkt: die acht Kinder und Anna-Maria Ferchichi, seit 2012 seine Gattin. «Meine Frau und ich haben unsere Probleme überwunden, wir haben es geschafft, 14 Jahre eine Beziehung zu führen, die an vielen Punkten auch hätte kaputtgehen können. Ich hätte meine Frau total verstanden, wenn sie sich irgendwann von mir getrennt hätte», gibt er sich selbstkritisch. Seine Kinder lobt er als gewissenhaft, und das, obwohl er selbst sich in der Schule «nicht mit Ruhm bekleckert» habe.
Familienglück statt Rapper-Fehden
Ist der früher für Krawalle bekannte Bushido nun also zum braven Familienvater mutiert? Er sei ein normaler Typ, sagt er. «Wenn ich zu Hause am Esstisch sitze mit meinen Kindern und meiner Frau, dann hat Bushido hier keine Rolle zu spielen. Dann bin ich der Papa und wir reden über ganz normale Dinge.» Sein Geld verdiene er komplett außerhalb der Musik, etwa mit Immobiliengeschäften.
Hat er Angst vor dem Spießertum?
«Ich glaube, ich würde von anderen Menschen als großer Spießer definiert werden. Aber das ist völlig in Ordnung», sagt Bushido und lacht. «Ich bin genau der Typ Nachbarschaftsstreit und so und ich rufe die Polizei nach 22:00 Uhr, wenn zu laute Musik läuft. Wenn ab 22:00 Uhr Ruhe sein soll, dann habe ich keinen Bock, um 2:00 nachts von Technomusik geweckt zu werden.»
Schatten der Vergangenheit
Sein altes Krawall-Leben hat Bushido mit dem Umzug nach Dubai vor drei Jahren also offenbar in Berlin gelassen. Dazu gehörte Arafat Abou-Chaker, ein Berliner Clan-Chef, mit dem er eng befreundet und geschäftlich verbunden war. Nach ihrem Bruch sahen sie sich vor Gericht wieder. Auch mit Anderen wie dem Rapper Fler gab es Fehden und Rechtsstreits.
«Emotional habe ich komplett damit abgeschlossen», sagt Bushido nun. «In meinem persönlichen Umfeld spielen weder ein Fler noch ein Arafat noch andere Menschen aus der Rapszene eine Rolle.» Der Abschied aus dem Musikgeschäft falle ihm deshalb leicht. Nur die Erinnerung an seine Fans und Unterstützer werde er immer im Herzen tragen. «Aber all dieser Müll und all dieser Abschaum, der sich so jahrelang in meinem Leben getummelt hat, den habe ich komplett verbannt.»
Wie blickt er auf Deutschland?
Seiner alten Heimat bleibt der Sohn eines Tunesiers und einer Deutschen aber weiter verbunden und hört regelmäßig einen Berliner Radiosender. «Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein. Natürlich sehe ich nicht aus wie so ein Biodeutscher, aber ist mir scheißegal. Ich fühle mich als Deutscher. Punkt.»
Politisch einordnen will er sich nicht. «Es war immer klar wie Kloßbrühe, dass wir keine rechten braunen Arschlöcher sind. Und dass ich mit solchen Leuten nichts zu tun haben möchte. Genauso muss ich aber sagen, ich war nie links.»
Das Grauen vor dem Ergrauen
Und wie kommt er mit dem Älterwerden klar? Für Bushido kein Problem, auch wenn er nun acht Stunden Schlaf brauche und einmal die Woche mit seiner Therapeutin spreche. «Ich habe das Glück, dass Älterwerden mich gelassener macht», sagt er.
Und graue Haare? «Ich färbe meine Haare nicht, färbe meinen Bart nicht, ich benutze kein Botox und kein Bla. Ich putze mir die Zähne und wasche mir die Haare. Mehr brauche ich nicht.» Man könne das Altern mit Geld vielleicht etwas aufhalten. Aber: «Am Ende steht der Tod».
Wie stellt sich Bushido sein Ende vor?
«Ich möchte glücklich und zufrieden sterben und ohne Angst. In dem Augenblick möchte ich zurückblicken und mir sagen können: alles cool», sagt er. «Und ich hätte gerne meine Kinder bei mir und meine Frau.»
