Nach Angriff an Schule Küchenmesser an Tatort gefunden

Messerangriff auf Schüler an Grundschule in Berlin-Spandau
© Jörg Carstensen/dpa

Angriff mit Stichwaffe

Berlin (dpa) - Die Polizei sucht weiter nach einem 13-Jährigen, der im Verdacht steht, an einer Berliner Grundschule auf einen Mitschüler eingestochen zu haben. Am Tatort wurde nach Polizeiangaben am Donnerstag ein Küchenmesser gefunden. Damit soll der Junge einen Zwölfjährigen lebensgefährlich verletzt haben, so die Polizei. Der verletzte Schüler wurde in einem Krankenhaus operiert. Sein Zustand ist nach Polizeiangaben stabil.

Der mutmaßliche Täter wird nun von der Vermisstenstelle im Landeskriminalamt gesucht. Seine Eltern haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben, da ihr Sohn nicht zu Hause erschien. Dabei werden die Freunde und anderen Kontakte des Jungen und der Familie befragt, sagte ein Polizeisprecher. 

Kontakte nach Niedersachsen 

Auch andere Bundesländer wie Niedersachsen sollen dabei in den Blick genommen werden, weil die Familie dort Bekannte habe. Ermittelt wird in dem Fall weiter von einer Mordkommission, wie es hieß. Zu den genauen Suchmaßnahmen gab die Polizei keine Auskunft. 

Derzeit warte sie noch auf Hinweise, die die weiteren Suchaktionen entscheiden würden. Am Donnerstag wurde mit Spürhunden nach dem mutmaßlichen Täter gesucht, eine erste Spur in eine Grünanlage hinter der Schule verlor sich aber. Über dem Wohngebiet an der Schule war auch kurz ein Hubschrauber zu hören. Gefahr für Anwohner sah die Polizei nicht. 

In Umkleidekabine zugestochen

Warum der Junge zugestochen haben soll, blieb vorerst rätselhaft. Das Ganze sei in der Umkleidekabine vor oder nach dem Sport passiert, erzählte die Mutter eines Jungen, der Zeuge wurde. Es habe an diesem Tag keine Vorgeschichte gegeben, es sei aber bekannt gewesen, dass die beiden Kinder sich nicht besonders mochten, sagte sie.

Die Polizei hielt sich aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst bedeckt. Da es sich bei dem mutmaßlichen Täter um ein Kind handelt, werden aber keine weiteren strafrechtlichen Ermittlungen geführt, hieß es. Nach seiner Ergreifung werde er «einer geeigneten Betreuungseinrichtung zugeführt».

Nach Polizeiangaben alarmierten Lehrer die Polizei und Feuerwehr am Donnerstag gegen 11.30 Uhr. Rettungskräfte und Seelsorger waren vor Ort, die anderen Schüler und Eltern wurden nach Hause geschickt.

Bildungssenatorin in Kontakt mit Schulleitung

Von der Senatsbildungsverwaltung zeigte sich betroffen. Sie sei umgehend über den Vorfall informiert worden. «Wir begleiten den Prozess eng und stehen im kontinuierlichen Kontakt mit der Schule», erklärte ein Sprecher. Die Schule habe schnell und verantwortungsvoll nach dem Notfallplan gehandelt. Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) habe umgehend das persönliche Gespräch mit der Schulleitung gesucht. Neben dem schulischen Krisenteam seien das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) eingebunden. 

Weiterer Angriff in NRW 

Kurz nach dem Messerangriff in Berlin gab es in Nordrhein-Westfalen einen Polizeieinsatz wegen einer ähnlichen Tat. Ein Elfjähriger soll in Remscheid in Nordrhein-Westfalen einen 13 Jahre alten Jungen bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer schwer verletzt haben.

Nach dem Angriff sind erneut Debatten um das Thema Gewalt von Kindern und Jugendlichen entbrannt. Die Berliner Polizei warnt bereits seit Jahren vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft bei diesen Gruppen. Schon 2022 und 2023 hatte Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel gesagt, sie sei ganz persönlich besorgt durch den Anstieg von Taten, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt sind. «Das hat leider zugenommen. Wir betrachten diese Entwicklung sehr genau», sagte sie damals. 

Gewalt unter Kindern nimmt zu

Die Angriffe würden häufig untereinander geschehen. Auch Messer spielten dabei häufiger eine Rolle. Oft werde damit gedroht, etwa bei Raubtaten oder zur Einschüchterung, aber sie würden auch eingesetzt.

So waren 2024 und 2023 etwa 30 Prozent der Täter im Zusammenhang mit Messern in Berlin jünger als 21 Jahre alt. Es setze sich fort, dass die Polizei auch viele Jugendliche unter 18 und Kinder unter 14 Jahren als Verdächtige mit Messern registriere, die etwa Raubtaten verübten oder aneinandergerieten, stellte Slowik Meisel Ende des vergangenen Jahres fest.

2023 gab es in Berlin 3.482 registrierte Straftaten mit Messern. Etwa die Hälfte davon waren laut Polizei Drohungen mit dem Messer. 2024 lagen die Zahlen ähnlich hoch.

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Messerangriff auf Schüler an Grundschule in Berlin-Spandau
Polizisten stehen vor einer Schule im Berliner Bezirk Spandau, an der es einen Messerangriff gab.© Jörg Carstensen/dpa
Polizisten stehen vor einer Schule im Berliner Bezirk Spandau, an der es einen Messerangriff gab.
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